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Theorie: Willkommen

Die Nicht-Transformation der Mobilität in Rheinland-Pflaz?

Autor: Max Berens

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Die Problemlage

Morgens im Auto, auf dem Weg zur Arbeit. Kaum unterwegs, herrscht wie so oft: Stau. Die Motoren der Autos und Lkws laufen weiter. Entlang der Autobahn fährt der Güterzug. Über die Straße hinweg fliegen reihenweise Flugzeuge. Diese verschiedenen Bewegungsabläufe, welche sich Tag für Tag wiederholen, führen in Summe dazu, dass der Verkehrssektor in Deutschland nach Energiewirtschaft und Industrie der drittgrößte nationale Emissionsverursacher ist (Abb.1).

Nach einem nicht unerheblichen Anstieg zwischen 1990 und 2000 gingen die Treibhaus-gasemissionen im Verkehrssektor bis zum Jahr 2010 zunächst bis auf 153 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zurück. Nach 2010 stiegen diese allerdings wieder an und stagnierten bis 2019 auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Während der starken Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020, gab es eine recht ausgeprägte Verringerung von 19 Mio. t CO2-Äquivalenten. Dies reichte gerade so, um die für 2020 festgelegten Klimaziele zu erreichen. Problematisch hieran ist, dass laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz „der Hauptteil dieser Minderung […] darauf zurückzuführen [ist], dass während des ersten Lockdowns weniger Auto gefahren wurde, vor allem auf den langen Strecken. Dies belegen die niedrigeren Absatzzahlen für Kraftstoffe und Daten von Zählstellen an Autobahnen und Bundesstraßen.“ (BMU 2021, o.S.).

 

Die Klimaziele für 2020 gelten also offiziell als erreicht, jedoch ist UBA-Präsident Dirk Messner auch bewusst, dass da dies v. a. durch die Corona-Pandemie gelingen konnte, in der insgesamt weniger Auto gefahren wurde (vgl. BMU 2021, o.S.). Folglich ist auch damit zu rechnen, dass die Emissionen im Verkehrssektor nach einer wirtschaftlichen Erholungsphase wieder auf ein ähnliches Niveau wie vor der weltweiten Pandemie ansteigen werden (vgl. BMU 2021, o.S.). Weiter bestätigt wird dies durch folgende Tatsache:

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Ein mit rund 2 Millionen Tonnen kleinerer Teil

der Minderung ist auf niedrigere CO2-Emissionen

neuer Pkw unter anderem durch den Anstieg der Neu-

zulassungen von Elektroautos zurückzuführen sowie auf

mehr Biokraftstoffe aufgrund der höheren Beimischungs-

quote. (BMU 2021, o.S.)

 

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Dies bedeutet, dass es im deutschen Verkehrssektor seit 1990 nur wenig Veränderung in Bezug auf einen klimaverträglicheren Verkehr gab und ein Großteil der aktuellen Verringerungen der CO2-Emissionen auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind. Werden die Auswirkungen auf das Klima als Maß für den Fortschritt (also die Transformation) in der Mobilität herangezogen, so wird schließlich deutlich, dass noch ein großer Bedarf an Veränderungen besteht und tiefgreifende Veränderungen im Sektor unumgänglich sind, z.B. um die für 2030 gesetzten Klimaziele (Senkung der Treibhausgasemissionen des gesamten Verkehrssektors auf 85 Mio. t CO2-Äq. (vgl. PIB 2022, o.S.)) zu erreichen. Jedoch konnten in der im Rahmen des Lehrforschungsprojektes durchgeführten Recherche zu transformativen Initiativen im Bereich der Mobilität in Rheinland-Pfalz lediglich fünf Ansätze mit hohem Transformationsgrad identifiziert werden. Offensichtlich gibt es eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem recht hohen Anteil des Verkehrssektors am nationalen CO2-Ausstoß (Abb.1) und der vergleichsweise geringen Anzahl an transformativen Ansätzen in der Mobilität. Dies wirft folgende Fragen auf:

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- ​​Welche Ansätze der Transformation gibt es im Bereich der Mobilität in Rheinland-Pfalz?

- Welche Erklärungsansätze gibt es dafür, dass im Mobilitätssektor der Daseinsvorsorge
   verhältnismäßig wenige Pioniere des Wandels zu finden sind?

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Ansätze der Transformation im Bereich der Mobilität - Eine Einordnung

Dieser Teil des Beitrags dient der Beantwortung der ersten Forschungsfrage: Welche Ansätze der Transformation gibt es im Bereich der Mobilität in Rheinland-Pfalz? Um die Antwort auf diese Frage übersichtlicher zu gestalten, ist es hilfreich, die gesammelten Initiativen (welche auf der Landkarte der Transformation übersichtlich dargestellt sind) einzuordnen. Anmerkung, dass es natürlich immer sein kann, dass nicht alle möglichen Initiativen enthalten sein könnten und, dass es in der Natur des Lehrforschungsprojektes liegt, dass neue Initiativen, die sich u.U. in Zukunft gründen werden, nachgetragen werden müssten. Grob lassen sich die gesammelten Initiativen in drei Kategorien unterteilen.

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Die erste Kategorie ist jene der Interessenvertretungen und Bewegungen. Hierzu zählen Initiativen, die im Bereich der Mobilität aktiv sind, jedoch keinen direkten Einfluss auf das Mobilitätsverhalten der Menschen (z.B. durch das Bereitstellen von Lastenrädern oder sonstiger Mobilitätsinfrastruktur) nehmen. Der Wirkungsbereich solcher Initiativen mag teilweise etwas eingeschränkt sein, was daran liegt, dass z.B. das Verlegen von Bahngleisen (also infrastrukturelle Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Mobilitätsformen) eine staatliche Aufgabe darstellt.

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Dennoch leisten diese Akteure einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Mobilität, da es sich um Bewegungen und Bündnisse handelt, die oftmals einen stark transformativen Gedanken verfolgen und wichtige Öffentlichkeitsarbeit leisten, indem sie dem gesellschaftlichen Verlangen (bspw. nach einem besseren ÖPNV-Angebot) im gesellschaftlichen, medialen und politischen Diskurs eine Stimme verleihen und somit Aufmerksamkeit generieren. Beispiele für solche Initiativen sind 'Critical Mass', 'FahrRad in Mainz', der 'ADFC Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.' oder auch das 'Bündnis für Verkehrswende Nördliches Rheinland-Pfalz'.

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Die ersten drei dieser Initiativen setzen sich für die Interessen von Fahrradfahrer:innen ein, z.B. durch Fahrraddemos, Informationsvermittlung oder Öffentlichkeitsarbeit. Letztere Initiative setzt sich durch Öffentlichkeitsarbeit für die Reduzierung des motorisierten Verkehrs und für die Förderung des Umweltverbunds (insbesondere des Schienenverkehrs) ein.

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Zu der zweiten Kategorie zählen jegliche Formen von Sharing-Modellen. Bei diesen geht es darum, dass Verkehrsmittel jeglicher Art (z.B. (Elektro-)Autos, (Lasten-)Fahrräder, usw.) nicht einer einzelnen Privatperson, sondern einer Organisation oder einem Unternehmen gehören und die Nutzer:innen darauf zurückgreifen können. Initiativen dieser Art sind in Rheinland-Pfalz zahlreich zu finden (z.B. Getaround, Flinkster, Call a Bike, Nextbike, …), jedoch sind diese differenziert zu betrachten. Die meisten dieser Firmen verfolgen das Sharing-Modell als Element grüner Wirtschaftsmodelle. Studien verweisen allerdings darauf, dass die Idee der ökologischen Modernisierung durch Innovation, Fortschritt und Effizienz bisher nicht zu einer Transformation beigetragen hat (Schulz/Affolderbach 2015, o.S.). Hierbei werden potentielle Effizienzgewinne regelmäßig durch Rebound-Effekte vereitelt und so haben Sharing-Modelle nur geringen Einfluss auf eine strukturelle Transformation (also das Ziel, die Mobilität nachhaltiger zu gestalten).

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Auch, wenn der Großteil der in der Kategorie 'Sharing-Modelle' gefundenen Initiativen keine Pioniere des Wandels in unserem eng definierten Sinn darstellen, so gibt es dennoch einige Beispiele von Sharing-Anbietern, die einen hohen Transformationsgrad aufweisen. Hierzu zählen beispielsweise 'Unser Elektro-Dorfauto', 'UrStromMobil' und die 'ELMA Lastenradinitiative'. Diese verfolgen ausdrücklich einen transformativen Gedanken und wollen somit etwas an der aktuell vorherrschenden Funktionsweise unserer Mobilität und/oder am vorherrschenden Prinzip des Privatbesitzes von (Elektro-)Autos/Lastenrädern/… ändern.

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Die dritte Kategorie hängt stark mit den im letzten Abschnitt erläuterten Sharing-Modellen zusammen. Oftmals bieten diese ihren Service mittlerweile in Form von Elektroautos an (z.B. 'Unser Elektro-Dorfauto', 'UrStromMobil', 'e-Carsharing AStA TH Bingen', 'Emil eCarSharing', usw.). Während in der zweiten Kategorie die Sharing-Modelle unabhängig von der Art des Verkehrsmittels thematisiert wurden, geht es in der dritten Kategorie spezifisch um die medial und politisch viel diskutierten Elektrofahrzeuge.

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Einen Überblick über die komplette Debatte rund um die batteriebetriebenen Fahrzeuge würde den Rahmen dieses Beitrags übersteigen, doch kurz zusammengefasst kann Folgendes festgehalten werden: Wenn der Strombedarf von Elektroautos durch den Bezug von Ökostrom abgedeckt wird, können diese Fahrzeuge weniger stark zum Treibhauseffekt beitragen als ihre mit Verbrennungsmotor angetriebenen Äquivalente (vgl. Martin/Treiber 2014 und vgl. Gustafsson et al. 2021, S.15). Diese Voraussetzung kann der Strommix hierzulande aktuell jedoch noch nicht gewährleisten: 2020 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung in Deutschland bei rund 50% (vgl. Frauenhofer ISE 2022, o.S.). 2021 ist dieser Anteil witterungsbedingt (durch weniger Wind und Sonne) sogar auf 45,7% gesunken (vgl. Frauenhofer ISE 2022, o.S.). Da der Strom für elektrische Fahrzeuge in Deutschland momentan zu über 50% aus fossilen Energiequellen stammt, sind potenzielle Vorteile dieser Antriebsart (v.a. bzgl. der Effizienz) aktuell begrenzt (vgl. Martin/Treiber 2014 und vgl. Gustafsson et al. 2021, S.15).

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Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Bemühungen um die Elektrifizierung des MIV-Verkehrs unberechtigt sind. Berechnungen zur Umweltverträglichkeit verschiedener Antriebsarten sind nämlich komplex, es gibt verschiedene Methodiken (z.B. ob die Stromquelle mit einbezogen wird oder nicht) und die genauen Ergebnisse hängen zumeist von den spezifischen Gegebenheiten einer bestimmten Praxissituation ab. Zudem hat die Bundesregierung das Ziel festgelegt, dass der in Deutschland erzeugte Strom im Jahr 2030 zu 65% aus erneuerbaren Energiequellen stammen und die Bundesrepublik bis 2045 sogar klimaneutral sein soll (vgl. PIB 2022, o.S.). Dies würde die Klimabelastung durch Elektroautos nochmals verringern, besonders im Vergleich zu ihren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Des Weiteren können elektrische Fahrzeuge bereits heute zumindest lokal emissionsfrei betrieben werden und bringen somit hinsichtlich einiger Faktoren wie Lärmbelästigung und lokaler Luftqualität Vorteile mit sich. Unter Betrachtung dieser Vorteile und v.a. aufgrund des aktuell eingeschlagenen politischen Kurses zur Förderung des Antriebskonzeptes ist davon auszugehen, dass Elektrofahrzeuge das zukünftige Verkehrsbild in Deutschland entscheidend prägen werden.

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Dennoch bleibt ein grundlegendes Problem weiterhin bestehen: Der Umstieg von Verbrennern auf batterieelektrische Fahrzeuge hilft nicht bei der Lösung von anderen Problemen im Zusammenhang mit Mobilität und Verkehr. Stau, Unfälle oder der hohe Anteil des öffentlichen Raumes, der für Autos vorgesehen ist (sowohl im bewegten wie auch im ruhenden Verkehr), sowie die dadurch sinkende Lebensqualität in Städten sind nur einige der Problematiken, auf die die Antriebsart der Fahrzeuge keinen Einfluss nimmt. Was die Anzahl von Elektroautos in Rheinlandpfalz angeht, gab es von 2015 bis 2020 eine erhebliche Steigerung von 5.726 auf 29.515 Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 2020, S.598).

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Diese Entwicklung deutet an, dass die Transition hin zu (teil-)elektrischen Fahrzeugen begonnen hat, jedoch ist der Anteil von Hybrid- und Elektroautos am Gesamtfahrzeugbestand in Rheinland-Pfalz mit 1,15% (2020) noch recht gering. Werden nur reine Elektroautos betrachtet, so fällt der Anteil mit 0,22% noch geringer aus. Laut Bundesregierung sollen bis 2030 rund 15 Millionen Elektroautos ein verbrennerangetriebenes Fahrzeug ersetzt haben (Tagesschau 2018, o.S.). Ausgehend vom heutigen, bundesweiten Fahrzeugbestand von knapp 48 Millionen Autos (vgl. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 2020, S.596) entspräche dies einem Elektroautoanteil von rund 31%.Verglichen mit den eben erläuterten 1,15%- resp. 0,22%-Anteilen von Hybrid-/Elektroautos am Gesamtfahrzeugbestand in Rheinland-Pfalz wird deutlich, dass zwischen dem Status Quo und dem Ziel für die nahe Zukunft (2030) aktuell noch eine recht große Diskrepanz besteht.

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Aufgrund der erläuterten Zielsetzungen betreffend der deutschlandweiten Anteile von Elektroautos am Kfz-Gesamtbestand ist davon auszugehen, dass Fahrzeuge dieser Antriebsart eine bedeutende Rolle im Verkehrsalltag der (nahen) Zukunft spielen werden, auch wenn unklar ist, ob die Transition sich in dem anvisierten Tempo vollziehen lässt.

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Doch elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind trotz ihrer ausgeprägten medialen und politischen Präsenz keine Wunderlösung oder die perfekte Antwort auf alle Verkehrsfragen. Vielmehr sind sie ein kleiner Teil des riesigen Konstrukts 'Verkehrswende'. Welche Bausteine laut Umweltbundesamt für eine klimafreundlichere Mobilität (also eine Transformation) sorgen sollen, wird in der folgenden Abbildung aufgezeigt (Abb.2):

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Zusammengefasst geht es bei den meisten der Maßnahmen um eines von zwei Grundprinzipien:

'Reduzierung des verbrennergetriebenen Verkehrs' und/oder 'Förderung des Umweltverbunds'. Dies bedeutet, dass die allermeisten der aufgeführten Bausteine und Maßnahmen entweder das Ziel haben, die Nutzung von Autos mit Verbrennungsmotor zu reduzieren (z.B. durch eine CO2-Bepreisung) oder den Umweltverbund (also den Fuß-, Radverkehr und den ÖPNV) in jeglicher Weise zu fördern. Einige Bausteine beinhalten zwar beispielsweise auch Regelungen, die sich mit dem Luftverkehr befassen, doch insgesamt können die meisten der aufgeführten Maßnahmen in eine der beiden genannten Kategorien eingeordnet werden.

 

Auf diese Kategorien wird im nachfolgenden Unterpunkt (zur Beantwortung der zweiten Forschungsfrage) noch einmal eingegangen. Insgesamt bieten die vom Umweltbundesamt vorgestellten Bausteine bereits einen guten Überblick über eine Vielzahl an Ansätzen, die die Mobilität umweltfreundlicher gestalten sollen. Dennoch gibt es einige Punkte, die bei der Diskussion um eine klimaverträglichere Mobilität zumindest erwähnt werden sollten, auch wenn sie an dieser Stelle nicht vertiefend erläutert werden (an dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich hierbei nicht um eine komplette Liste handelt, sondern nur um einige beispielhafte Auszählungen).

Hierzu zählen bspw. die Abänderung von Gewohnheiten im Verkehrsverhalten (auf der Ebene individueller Mobilitätsentscheidungen), Möglichkeiten zur Verlagerung des Planungsfokus der Stadtplanung und des Parkraummanagements oder auch Möglichkeiten zur Verkehrsverhinderung (z.B. durch Homeoffice oder neue Formen der Paketauslieferung).

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Erklärungsansätze

Verschiedene Kategorien von Initiativen, die Debatte rund um Elektroautos und ihre Rolle für die Mobilität der Zukunft - das sind alles interessante Punkte. Doch die anfangs gestellte, zweite Forschungsfrage ist damit noch nicht beantwortet. Wie kommt es, dass im Mobilitätssektor so wenige, wirklich transformative Pioniere des Wandels in Rheinland-Pfalz gefunden wurden?
 

Um diese Frage zu beantworten, sei zurückverwiesen auf die im vorigen Unterpunkt angesprochenen zwei Kategorien, in die die acht Bausteine für einen klimaverträglichen Verkehr des Umweltbundesamtes eingeordnet werden können. In der Essenz verfolgen alle Bausteine entweder das Ziel der 'Reduzierung des verbrennerangetriebenen Verkehrs' und/oder der 'Förderung des Umweltverbunds'.

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Genau hierin liegt nach Meinung des Autors der Erklärungsansatz dafür, dass die Studierenden des LFP vergleichsweise wenige, wirklich transformative Initiativen im Sektor der Mobilität in Rheinland-Pfalz gefunden haben:

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- ​​In dem Bereich der 'Reduzierung des verbrennerangetriebenen Verkehrs' können transformative Initiativen, die zumeist aus Bottom-Up-Prozessen, also durch isolierte Impulse einzelner oder mehrerer Privatpersonen, entstehen, nur wenig bewirken. Einige Möglichkeiten gibt es zwar (z.B. durch Initiativen wie 'Unser Elektro-Dorfauto'), doch diese sind selten, da es in diesem Bereich zumeist Maßnahmen von städtischen, regionalen, nationalen oder transnationalen Akteuren der öffentlichen Hand braucht, welche legislative Ansätze zur Lösung der Probleme in die Wege leiten.

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- Auch auf den Bereich der 'Förderung des Umweltverbunds' haben einzelne Initiativen nur begrenzten Einfluss. Zwar können Pioniere des Wandels beispielsweise Fahrraddemos organisieren ('Critical Mass'), Informationsarbeit leisten ('FahrRad in Mainz', 'Bündnis für Verkehrswende nördliches Rheinland-Pfalz'), sich öffentlich für Interessen der Fahrradfahrer:innen einsetzen ('ADFC Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.') oder die Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel durch technische Hilfsangebote erleichtern ('Bike Kitchen Mainz'), doch insgesamt sind ihre Einflussmöglichkeiten auch in diesem Bereich recht begrenzt. Schließlich braucht es beispielsweise für den Ausbau und die Verbesserung des ÖPNV-Angebots und der Fahrradinfrastruktur wiederum die öffentliche Hand mit ihren gesetzlichen und finanziellen Möglichkeiten. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der direkte Einfluss von Initiativen im Bereich 'Förderung des Umweltverbunds' vielleicht eingeschränkt sein mag – dies bedeutet jedoch nicht, dass die Arbeit, die Akteure leisten weniger bedeutsam ist, da politische Entscheidungsfindungen durch ausreichenden gesellschaftlichen Druck entscheidend beeinflusst werden können.

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Die Verkehrswende (also die Transformation im Bereich der Mobilität) ist also ein Prozess der nicht allein durch Bottom-Up-Ansätze (also von Pionieren des Wandels) getragen werden kann, da die Eckpfeiler der Verkehrswende gesetzliche Festlegungen und infrastrukturelle Projekte darstellen, die von der öffentlichen Hand anvisiert und umgesetzt werden müssen. Jedoch spielen Pioniere des Wandels für die Verkehrswende nichtsdestotrotz eine wichtige Rolle, da sie Druck auf die öffentlichen Akteure ausüben und dem gesellschaftliche Verlangen nach Veränderung eine Stimme verleihen können. Dennoch würde der, im Vergleich zu anderen Bereichen, geringe Einfluss, den Pioniere des Wandeln in der Mobilität haben erklären, warum vergleichsweise wenige Initiativen von den Studierenden des LFP gefunden werden konnten.

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Literatur

Becker, Udo (2015): Mobilität vs. Verkehr – für einen neuen Mobilitätsbegriff. – TU Dresden (Verkehrsökologie), Vortrag zur Kampagne ‚Neue Mobilität – Baden-Württemberg bewegt nachhaltig‘, 24.04.15, Stuttgart.

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BMU - Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
(2021): Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7%. - URL:  https://www.bmu.de/pressemitteilung/treibhausgasemissionen-sinken-2020-um-87-prozent

[31.01.2022].

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Frauenhofer ISE (2022): Nettostromerzeugung in Deutschland 2021. Erneuerbare Energien witterungsbedingt schwächer. - URL: https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/news/2022/nettostromerzeugung-in-deutschland-2021-erneuerbare-energien-witterungsbedingt-schwaecher.html [02.02.2022].

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Gustafsson, M./ Svensson, N./ Eklund, M./ Fredriksson Möller, Björn (2021): Well-to-wheel climate performance of gas and electric vehicles in Europe. - In: Transportation Research Part D: Transport and Environment, 2021, 97, o.S.

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Martin, D./ Treiber, M. (2014): Sind Elektroautos wirklich umweltfreundlich?. 24. Verkehrswissenschaftliche Tage 2014. TU Dresden, Institut für Wirtschaft und Verkehr, Dresden.

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PIB - Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (2022): Erneuerbare Energien. Ein neues Zeitalter. - URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/energie-erzeugen/erneuerbare-energien-317608 [07.02.2022].

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Randelhoff, Martin (2017): Der große Unterschied zwischen Verkehr und Mobilität. - URL: https://www.zukunft-mobilitaet.net/3892/analyse/unterschied-verkehr-mobilitaet/#:~:text=Realisierte%20Mobilit%C3%A4t%20ist%20realisierte%20Beweglichkeit,ist%20auch%20sehr%20gut%20messbar [26.06.2022].

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Schulz, Christian/ Affolderbach, Julia (2015): Grünes Wachstum und alternative Wirtschaftsformen. - In: Geographische Rundschau, 67, 5, S.4-9.

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Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2020): Statistisches Jahrbuch 2020. SLRLP, Bad Ems.

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Tagesschau (2022): Fünf-Millionen-Lücke bei Elektroautos?. – URL:

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/antriebswende-verbrennerverbot-greenpeace-elektroautos-klimaziel-kfz-co2-emissionen-101.html#:~:text=Ziel%20der%20Bundesregierung%20F%C3%BCnf%2DMillionen%2DL%C3%BCcke%20bei%20Elektroautos%3F&text=Nach%20dem%20Willen%20der%20Bundesregierung,f%C3%BCr%20den%20Verkehr%20zu%20erreichen [26.06.2022].

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UBA - Umweltbundesamt (2021): Klimaschutz im Verkehr. - URL: 
https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/klimaschutz-im-verkehr#undefined
[02.02.2022].

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