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Theorie: Willkommen

Methodisches Vorgehen

Autor:innen: Celine Franzen, Saskia Lenzen und Demian Andres

Das Untersuchungsgebiet des Projektes umfasst das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz und untersucht, welche Pioniere den sozial-ökologischen Wandel vorantreiben und wie sie dabei tätig sind. Zwischen April 2021 und April 2022 wurde die empirische Forschung durchgeführt. Folgenden drei übergeordnete Fragen leiteten dabei das Projekt:

  1. Welche Pioniere treiben die Transformation in Rheinland-Pfalz voran?

  2. In welchen Transformationsfeldern sind diese Pioniere aktiv?

  3. Welches Transformationspotenzial geht von den Pionieren des Wandels aus?

 

Die folgenden Abschnitte werden nun die Organisationsprinzipien des Lehrforschungsprojektes, einschließlich des Projektmanagements umreißen, um dann auf das methodische Vorgehen von der Datenerhebung, über die Datenaufbereitung und -analyse bis hin zur Darstellung und Visualisierung der Ergebnisse einzugehen.

 

Unser Projektmanagement: Um die Zusammenarbeit der mit 20 Studierenden recht großen Gruppe zu gestalten, wurde unter anderem die Projekt-Management Software Basecamp genutzt. Basecamp bietet die Möglichkeit, Dateien (z.B. Literatur und Daten) auszutauschen sowie Termine und Absprachen zu treffen und zu kommunizieren. Darüber hinaus unterteilte sich die Gesamtgruppe in vier organisatorische Untereinheiten:

 

Die Steuerungs-Gruppe ist für den Informationsaustausch, sowie die Koordination der einzelnen Gruppen untereinander zuständig und hat zu jeder Zeit den Überblick über den Fortschritt und die Meilensteine des Projektes. Aufgabe der Mapping-Gruppe ist die Organisation der reibungslosen Sammlung und Selektion der verschiedenen Akteure in einer Datenbank. Da zur vertiefenden Datenerhebung im Rahmen des Projektes auch Interviews durchgeführt und ausgewertet wurden, war es Aufgabe der Interview-Gruppe einen ersten Entwurf des Interviewleitfadens zu entwickeln und mit allen zu diskutieren. Die GIS-Gruppe (kurz für Geoinformationssystem-Gruppe) beschäftigt sich mit der Gestaltung der Online-Karte und der Einarbeitung der erhobenen Informationen. Im weiteren Projektablauf bildete sich schließlich noch die Arbeitsgruppe Website, um GIS-gestützte Karte mit den Texten zu verbinden.

 

Phasen des Forschungsprozesses

Zu Beginn beschäftigte sich die Gruppe mit den wissenschaftlichen Grundlagen des alternativen Wirtschaftens. Neben der literaturgestützten Einarbeitung führte die Gesamtgruppe explorative Interviews mit der Lokalen Agenda und dem Myzelium in Trier durch, um das Forschungsfeld näher eingrenzen zu können.

Basierend auf der Literatur und den Gesprächen mit Praktiker:innen wurde die Forschungsfrage eingeengt, das Forschungsdesign entwickelt und das methodische Vorgehen festgelegt (vgl. Misoch 2015, S.185). Die vom Projektteam erhobenen und ausgewerteten Daten wurden mittels einer online zugänglichen Karte und Webseite aufbereitet.

Datenerhebung

Um die Datenerhebung zu strukturieren, unterteilte sich die Gesamtgruppe auf Basis der Daseinsgrundfunktionen in folgende sechs thematische Gruppen:

  • Bildung/Netzwerke

  • Arbeiten

  • Versorgung

  • Wohnen

  • Mobilität

  • Freizeit

 

Entlang dieser thematischen Aufteilung fand eine online-gestützte Recherche von Akteuren und Initiativen statt (vgl. u.a. Häder 2019; Okoli, Schabram 2010), die sich im weiten Feld des nachhaltigen, gemeinschaftsbasierten, ressourceneffizienten bzw. CO2-armen Wirtschaftens verorten. Die Recherche bezog sich zu Beginn auf online auffindbare Akteure. Mittels Schneeballprinzip konnten weitere Akteure und Initiativen identifiziert und in die Datenbank aufgenommen werden (Naderifar et al. 2017). Das Einpflegen von Akteuren in die Datenbank war ein fortlaufender Prozess, der über den gesamten Forschungszeitraum stattfand.

 

Nach der literaturgestützten Einarbeitung und des Mappings wurden mit ausgewählten Akteuren vertiefende Interviews durchgeführt. Zur Vorbereitung entwickelte die Interview-Gruppe einen übergreifenden Interviewleitfaden, mit vorwiegend offenen Fragen (vgl. Pryzborski/ Wohlrab-Sahr 2014, S.121). Für diesen Interviewleitfaden wurden die Fragen in verschiedene Kategorien eingeteilt, um Schwerpunkte zu setzen und den Interviews eine Struktur zu verleihen (vgl. Misoch 2015, S.65). Nach der ersten Diskussion und Auswertung der explorativen Interviews, entwickelten die thematischen Gruppen weitere gruppenspezifische Fragen, die ihnen die Möglichkeit gaben, ein tieferes Verständnis alternativer Praktiken im jeweiligen Sektor zu schaffen.

 

Insgesamt wurden 15 Interviews durchgeführt. Viele Interviews fanden aufgrund der Corona-Pandemie über Zoom statt, einige aber auch vor Ort. Die Interviews waren von großer Bedeutung für ein vertieftes Verständnis (vgl. Pryzborski/ Wohlrab-Sahr, 2014, S.119). So konnten die Akteure einen genaueren Einblick in die Motivation oder die Wirkungsweise der Projekte geben.

 

Datenaufbereitung

Die Datenaufbereitung umfasst (a) die Transkription der Interviews und (b) das Vervollständigen der Datenbank, die Informationen alle Akteure des Wandels erfasst und in Form sogenannter Steckbriefe bündelt.

  1. Die Interviews wurden vom Interviewenden direkt im Anschluss transkribiert. Grundlage dafür bildet ein von der Gruppe erstellter Transkriptionsleitfaden. Ein Vorteil hiervon ist, die über alle Teilgruppen hinweg einheitliche Transkription. Nach dem Fertigstellen eines Transkripts wurde dieses mit der Forschungsgruppe geteilt, um einen gemeinsamen Wissensstand zu ermöglichen und Querauswertungen zu ermöglichen.

  2. Mit den gesammelten Daten aus der Internetrecherche und den Interviews wurden die Akteure beschrieben Steckbriefe erstellt. Die Steckbriefe sollen die wichtigsten Informationen zu den Akteuren zusammenfassen. Dazu gehört unter anderem Informationen über die Mitgliederanzahl, den Tätigkeitsbereich oder der Organisationsform der Akteure. Ebenso wie die Transkripte stehen die Steckbriefe der Forschungsgruppe online in einer Akteursmatrix zur Einsicht zur Verfügung.

 

Datenanalyse

Die erhobenen und aufbereiteten Daten wurden systematisch von den sechs thematischen Gruppen kategorisiert und eingeordnet. Da der Begriff Transformation, ähnlich wie Nachhaltigkeit, ein weit gefasster und zunehmend häufig genutzter Begriff ist, wurden Kriterien diskutiert, anhand der eine weitere Einordnung vorgenommen werden konnte.

 

Ziel war, den Transformationsgrad der Akteure systematisch zu bestimmen. Die Kriterien umfassen Aspekte aus den Bereichen der Wirtschaftsweise, der sozialen und ökologischen Verträglichkeit. Da Akteure der ökologischen Modernisierung keine tiefgreifende Transformation des bisherigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems anstreben, wurden diese nicht weiter untersucht. Lediglich Akteure aus der Kategorie „Alternative Ökonomie“ gelten unserer Definition nach als Pioniere des Wandels und wurden daher für die Landkarte der Transformation und die weitere Analyse herangezogen (vgl. Abb. Skala für Transformationsgrad). Schließlich gab es als dritte Kategorie jene Akteure, die nach eingehender Bewertung doch herkömmlich Wirtschaften.

 

 

Abb.1: Bewertungsschema des Transformationsgrades der Akteure

Abb.2: Skala für den Transformationsgrad (Eigene Darstellung) Hohe Punktzahlen stehen für eines hohen Transformationsgrad; niedrige Punktzahlen stehen für einen niedrigen Transformationsgrad.

Darstellung und Visualisierung

Die Aufbereitung und Visualisierung der Daten erfolgten über eine Website, deren zentrales Element eine Landkarte der Transformation darstellt, auf welcher die Pioniere des Wandels als geographische verortet sind. Die Grafikelemente der einzelnen Akteure sind dabei mit einer Kurzinformation versehen, welche grundlegende Eckdaten enthält. Diese werden sichtbar, wenn der Mauszeiger darüber bewegt wird. Verlinkungen innerhalb dieser Kurzinformation verweisen auf Unterseiten mit weiterführenden Informationen.

Der Wahl eines Online-Mediums liegt hierbei die Motivation zugrunde, die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Zudem sollen die gewonnenen Informationen anschaulich präsentiert werden und auch die räumliche Dimension abbilden.

 

Als Visualisierungsmethode eine Web-GIS-basierte Kartendarstellung gewählt wurde. Web-Geoinformationssystem (kurz Web-GIS) bezeichnet laut Seip et al. „alles, das sich Internet-Technologien bedient und mit dem sich räumliche Informationen darstellen, verteilen und bearbeiten lassen.“ (Seip et al. 2017, S. 35) Die Funktionalität von Web-GIS-Anwendungen deckt mit der Möglichkeit zu vergleichen, präsentieren, gestalten, abzufragen und zu analysieren alle der für dieses Projekt benötigten Funktionen ab (vgl. Seip et al. 2017, S. 39). Da es sich hierbei um ein einfaches Auskunftssystem handelt, welches mithilfe einer interaktiven Karte Sachdaten präsentieren soll, werden darüber hinaus keine komplexeren Operatoren benötigt, welche mithilfe von Web-GIS-Systemen zwar realisierbar sind, aber über deutlich höhere technische Anforderungen verfügen (vgl. Seip et al 2017, S. 38f). Für den Auswahlprozess einer geeigneten Web-GIS-Anwendung wurden verschiedene Anbieter auf diese Anforderungen hin untersucht, verglichen und bewertet und eine Entscheidung zu Gunsten von ArcGIS-Storymaps getroffen. Neben der Erfüllung aller gestellten Anforderungen, steht hier durch das Vorhandensein einer Universitätslizenz der komplette Funktionsumfang kostenfrei zur Verfügung.

 

Dass die so erstellte Karte in eine eigens erstellte Website eingebunden ist, hat praktische Gründe: Die Möglichkeiten von ArcGIS-Storymaps sind umfangreich, aber um größere Textanteile übersichtlich aufzubereiten, bietet eine Website mit Menüleiste und in die Seitenstruktur integrierten, aber separat darstellbaren Unterseiten, mehr Flexibilität. Die Entscheidung für Wix basiert hier vor allem auf der durch die zahlreichen nutzbaren Bausteine geschaffenen Zugänglichkeit für Ersteller:innen und Nutzer:innen der Seite.

Beide zentralen Elemente, Karte und Website, sind zudem eng miteinander verzahnt. Hyperlinks in den Beschreibungen einzelner Pioniere des Wandels auf der Karte verweisen somit auf die gleichen Unterseiten, welche über die Navigationsleiste der Website erreichbar sind, was Nutzer:innen die Orientierung erleichtert.

 

Literatur

Häder, M. (2019): Empirische Sozialforschung. Eine Einführung. 4. Aufl. Springer VS.

Misoch, S. (2015): Qualitative Interviews. De Gruyter.

Naderifar, M./ GOLI, H./ GHALJAEI, F. (2017): Snowball Sampling: A Purposeful Method of Sampling in Qualitative Research. - In: Strides and Development of Medical Education 14(3).

Okoli, C./ Schabram, K. (2010). "A Guide to Conducting a Systematic Literature Review of Information Systems Research,". - In: Sprouts: Working Papers on Information Systems, 10(26).

Pryzborski, A./ Wohlrab-Sahr, M. (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. 4. erweiterte Aufl. Oldenburg, München.

Seip, C./ Korduan, P./ Zehner, M. L. (2017): Web-GIS. Grundlagen, Anwendungen und Implementierungsbeispiele. Wichmann. Berlin.

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