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Theorie: Willkommen

Der Mehrwert  Alternativer Wohnformen

Autorinnen: Saskia Lenzen und Saskia Noll

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Zukunftsbild: Gemeinschaftliches Wohnen

Mutter, Vater, Kind im Einfamilienhaus. Ist das noch aktuell? Die Wohnverhältnisse ändern sich ebenso wie unsere Gesellschaft. Ein Standardmodell gibt es nicht mehr. Aber wie wohnen die Menschen denn dann heutzutage? Beobachtbar ist die Tendenz weg von klassischen Einfamilienhäusern, da diese im Alter häufig für Einsamkeit sorgen, viel Fläche verbrauchen und teuer sind. Gemeinschaftliche Wohnformen für alle Altersgruppen boomen. Sie sind oft preiswert, trotzdem qualitativ hochwertig und ressourcenschonend, da Gemeinschaftsräume dafür sorgen, dass die individuelle, private Wohnfläche kleiner ausfällt. Dennoch ist ein Rückzug in die eigenen Räumlichkeiten jederzeit möglich (vgl. ARL 2021, S. 4).

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Viele transformative Wohnprojekte setzen sich als Ziel, eine heterogene Zusammensetzung ihrer Bewohner:innen zu ermöglichen, dazu zählen alle Altersgruppen, Geschlechter, Nationalitäten, Berufe sowie Menschen mit Handicap jeglicher Art. Hier sind Gemeinschaft und Zusammenhalt die Werte, die am meisten zählen. Natürlich gibt es auch Grenzen, denn diese Wohnprojekte haben zwar viel Potenzial, sind aber wahrlich nicht für jedermann geeignet (vgl. Interview Schammatdorf, 08.11.2021/ Interview WohnKulturHof, 4.11.2021).

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Nachfolgend werden in diesem Unterkapitel „Wohnen“ transformativ wirkende Pioniere anhand verschiedener Wohnmodelle vorgestellt und diskutiert. Dabei liegt ein Augenmerk auf Trends, die als Folgeerscheinung des demographischen Wandels entstehen und die Stadt-Land-Problematik verschärfen.

 

Der Demographische Wandel als Katalysator für Trends und Entwicklungen im Bereich Wohnen

Wenn die aktuellen Trends und Entwicklungen im Bereich Wohnen betrachtet werden wollen, muss sich zwangsläufig auch mit dem demographischen Wandel auseinandergesetzt werden. Dieser Begriff beschreibt die alternde Gesellschaft. Hierbei werden die jüngeren Altersgruppen zahlenmäßig kleiner, während die älteren, vulnerableren Altersgruppen größer werden (vgl. Benner 2018, S. 8). Hinzu kommt die zunehmende Singularisierung der Haushalte, zum einem bei jungen Leuten, aber auch bei Älteren, insbesondere bei Frauen (vgl. Glatzer 2001, S. 218). Trotz einer Tendenz zu zurückgehenden Bevölkerungszahlen steigt der Wohnbedarf im städtischen Raum. Der ländliche Raum hingegen ist von Leerständen und Abwanderung, insbesondere der Jüngeren, geprägt.

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Der Wohnungsmarkt steht infolgedessen unterschiedlichen Problemen. Eine entscheidende Herausforderung ist die Verknappung und die damit einhergehende Verteuerung von Wohnraum. Als mögliche Antwort auf diese Schieflage erfahren genossenschaftliche und andere alternative Wohnformen ein Revival (vgl. Baumgartner 2019, S. 134, 137/ Schröder et. al 2017, S. 23).

 

Vielgestaltige Wohnformen: Von Wahlverwandten und Zugehörigkeitsgefühl hin zu unflexiblen Förderungs-wegen

Der zentrale Faktor alternativer Wohnprojekte ist die Gemeinschaft. Der Trend geht immer weiter „weg vom abgeschlossenen Zuhause und hin zum gemeinschaftlichen und multifunktionalen Wohnraum“ (Sternberg et al. 2021, S. 2). Beispiele für alternative Wohnformen sind (mehr dazu unter Demographie/ Klimaschutz):

 

  • Alten- und Pflegewohngemeinschaften

  • Demenzwohngruppen

  • Mehrgenerationenwohnen

  • Siedlungsgemeinschaften

  • Baugruppen und Baugemeinschaften

  • Co-Living Spaces bzw. Co-Housing

  • Cluster- und Mikro-Wohnen

 

Aber auch flexibles und temporäres Wohnen ist immer mehr gefragt, wodurch die Formenvielfalt konstant zunimmt und das Einfamilienhaus nicht mehr länger für jeden das Ideal darstellt. “Ich find halt einfach das Thema „weg vom Einfamilienhaus“ spannend, da es nur für eine kurze Lebensphase geeignet ist. Einfamilienhäuser sind nicht nachhaltig. Deswegen interessieren mich die verschiedenen transformativen Projekte sehr“ (vgl. Interview WohnKulturHof, 4.11.2021). Insbesondere die Vereinsamung ist nach Auszug der Kinder ein großes Problem der Einfamilienhäuser. In Wohnprojekten suchen sich die Bewohner:innen ihre “Wahlverwandten” aus, die alle Altersgruppen abdecken können (vgl. Sternberg et al. 2021, S. 2).

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Einige Wohnprojekte weisen auch besondere Werte und Einstellungen in ihren Leitbildern auf, wie beispielsweise ökologische Nachhaltigkeit (vgl. Best et al. 2021, S. 4). Durch ähnliche Überzeugungen der Bewohner:innen kann sich einfach ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln, welches durch denselben Wunsch an gemeinschaftlichem Wohnen sowieso schon entsteht (vgl. Baumgartner 2019, S. 145).

 

 

 

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Wohnprojekte mit gemeinschaftsbasierter Grundidee weisen eigene Wohneinheiten als Rückzugsmöglichkeit auf, die allerdings kleiner ausfallen als herkömmliche Wohnungen. Eine Vergemeinschaftung findet dann auf Gemeinschaftsflächen wie Aufenthaltsräumen, Gärten oder Höfen und auch Co-working spaces statt (vgl. Schröder et al. 2017, S. 29).

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"Es ist wichtig, dass man eben nicht nur eine

höfliche Nachbarschaft pflegt, sondern eben doch sieht,

dass man nicht nur sich gegenseitig hilft, sondern eben auch freundschaftliche Beziehungen hat." (Interview Anschau Hof)

 

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Alternative Wohnprojekte können auf unterschiedlichste Weisen geführt und gefördert werden (vgl. Lange et al. 2020, S. 22). Dabei sind die verschiedenen Rechtsformen von wesentlicher Bedeutung. Diese sind

 

  • Gemeinschaftliche Eigentumsformen                                                

  • (Klein-)genossenschaften, Wohnungseigentümergemeinschaften, Gesellschaften bürgerlichen Rechts)

  •  Andere Träger (Kommunale Wohnungsbaugesellschaften, Stiftungen, Vereine, Kirche)

 

Pioniere haben es bei finanziellen Aspekten oftmals schwerer als herkömmliche Wohnprojekte. So verlangen beispielsweise Banken höhere Zinsen, da die Akteure der Wohnprojekte meist branchenfremd sind und nicht so viel Erfahrung im Bereich Wohnen aufweisen. Außerdem bergen Alternative Projekte generell ein höheres Risiko (vgl. Interview WohnKulturHof, 04.11.2021). Ein flexiblerer Förderungsweg für alternative (Wohn-)Projekte ist daher unbedingt notwendig. Trotzdem stellt der Staat heutzutage so viele Fördermittel wie lange nicht mehr für alternative Wohnprojekte zur Verfügung (vgl. Sternberg et al. 2021, S. 1ff.). Bei der Finanzierung spielt auch die Wahl der Gesellschaftsform eine entscheidende Rolle. Oft wird eine Genossenschaft als Rechtsform gewählt, welche für eine sichere Finanzierung sorgt, jedoch für die potenziellen Bewohner:innen eine Hürde sein kann, da je nach Wohnungsgröße eine gewisse Geldsumme eingelegt und zusätzlich die Miete gezahlt werden muss (vgl. Interview WohnKulturHof, 04.11.2021). Dieses eher starre Konstrukt kann daher die Durchmischung des Projektes gefährden. Deshalb greifen einige Pioniere, wie z.B. der WohnKulturHof Pluwig auf andere Gesellschaftsformen zurück.

 

Besonders seit der Corona-Pandemie und des damit einhergehenden Social-Distancing verschwimmen die Grenzen zwischen Wohnen, Freizeit und Arbeiten zunehmend. Durch das immer häufiger genutzte Homeoffice, verliert der Standort als Faktor der Wohnortauswahl an Bedeutung. Weshalb alternative Wohnprojekte auch vermehrt im ländlichen Raum entstehen können (vgl. Sternberg et al. 2021).

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Wer sind die Pioniere des Wandels und was treibt sie an?

Zur Gründung der unten folgenden Initiativen wurden die verschiedenen Pioniere durch ziemlich ähnliche Motive angetrieben. Allen voran steht der Gemeinschaftsgedanke, dieser gilt oftmals als Leitbild der Projekte. Damit geht außerdem eine Generationenmischung einher, die zum einen der Vereinsamung im Alter vorbeugen soll und kann. Zum anderen sorgt dies für Solidarität und Respekt zwischen den Bewohner:innen, da diese dieselben Ziele verfolgen. Auch der Inklusionsgedanke ist bei den meisten Pionieren stark vertreten. So gibt es barrierefreie Wohnungen und Gemeinschaftsflächen. Besonders stark ist dieses Motiv beim Schammatdorf vertreten, worauf im nachfolgenden Fallbeispiel genauer eingegangen wird.

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“Ziel ist es, dort Wohnraum zu schaffen,

der ökologisch und ökonomisch

vertretbar ist.” (Interview Z.WO eG Mainz) 

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Viele der dieser Wohnprojekte sind relativ neu. Die Hälfte der von der Lehrforschungsgruppe als alternative Wohnformen eingestuften Projekte wurde in den 2010er Jahren gegründet oder befindet sich noch in der Gründung. Außerdem wurden knapp 50% der Projekte von Privatpersonen gegründet. Weitere Gesellschaftsformen sind Genossenschaften, Gesellschaften bürgerlichen Rechts, eingetragene Vereine sowie eine GmbH & Co. KG. Das älteste Wohnprojekt ist das Schammatdorf in Trier, welches 1979 erstmals bezogen wurde. Bei den Projekten sind räumliche Muster sowie eine Stadt-Land Ungleichverteilung zu erkennen. Die folgenden Wohnprojekte wurden herausgefiltert:

 

  • Wohn Lebens Gemeinschaft Anschau Hof (2010)

  • Burghof Stauf Gemeinschaftliches Leben (2015)

  • Wohngemeinschaft Kloster Allerheiligenberg (2014)

  • Eco-Village-Koblenz (in der Gründung)

  • Weiselhof Ingelheim Wackernheim (2019)

  • La Compostella-Neuwied (2013)

  • WohnKulturHof – Pluwig (in der Gründung)

  • Schammatdorf Trier (1979)

  • „Die Wohnerei“ Kusel (2008)

  • Kaiserbacher Mühle (1998)

  • Wohnprojekt Layenhof (1990er)

  • Generationenhof Landau (2008)  

  • Wildes Gebilde Mainz (1990er)

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Das Schammatdorf in Trier – Ein Vorreiter des transformativen Wohnens

 

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Das Schammatdorf ist ein gemeinschaftlich, integratives Wohnprojekt in Trier-Süd, welches 1975 ins Leben gerufen und in dem seit 1979 Menschen leben. Die Konzeptentwicklung erfolgte durch die Abtei St. Matthias, das Sozialdezernat der Stadt Trier und der Wohnungsbaugesellschaft (gbt). Finanziert wird das Schammatdorf vor allem aus Mitteln des sozialen Wohnungsbaus.

Durch Veranstaltungen finanziert der Verein Schammatdorf e.V. das Schammatdorfzentrum sowie die nachträglich eingebauten Aufzüge (vgl. Interview Schammatdorf, 08.11.2021). Insgesamt leben 260 Bewohner in 144 Wohnungen, davon sind 44 barrierefrei und wiederrum 40 wurden vor 10 bis 15 Jahren als Eigentumswohnungen verkauft. Mehr sollen es aber nicht werden, damit durch Erbschaften der Gedanke der sozialen Durchmischung nicht gefährdet wird. Aber auch hier hat die Abtei ein Mitspracherecht (vgl. Interview Schammatdorf, 08.11.2021).

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Die Wohnungen sind auf 11 Wohnhöfe mit jeweils 12 Wohnungen, die zwischen 50 und 125 m2 groß sind, aufgeteilt. Diese bilden dann in sich jeweils eine eigene Wohngemeinschaft. Hierbei wird darauf geachtet, dass jeder Wohnhof möglichst gut durchmischt ist. „Es ist sozio-ökonomisch gemischt, altersmäßig gemischt, mit Kindern, ohne Kinder, multikulturell und mit unterschiedlichsten Handicaps“ (Interview Schammatdorf, 08.11.2021).

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Um dies gewährleisten zu können, gibt es einen klaren Aufnahmeprozess. Die kleine Bürgermeisterin, welche unter anderem als festangestellte, beratende Kontaktperson tätig ist, führt zusammen mit dem/der Hofsprecher:in und dem Verantwortlichen der Abtei St. Matthias Vorstellungsgespräche mit potenziellen Mieter:innen auf der Warteliste. Der Belegungsvorschlag wird dann an die gbt weitergeleitet und letztendlich von dieser abgesegnet. Es geht dabei nicht um die Chronologie der Liste, sondern um die aktuelle Durchmischung des Hofes und deren Wünsche an einen neuen Mieter:in. So wird in jedem Hof die Balance gewahrt (vgl. Interview Schammatdorf, 08.11.2021). Doch auch wenn alle mit dem Gemeinschaftsgedanken in das Wohnprojekt kommen, sind bei der räumlichen Nähe natürlich trotzdem klassische Nachbarschaftskonflikte vorprogrammiert (vgl. Interview Schammatdorf, 08.11.2021).

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"Das Schammatdorf ist eines der ältesten

Wohnprojekte der BRD, mittlerweile

42 Jahre alt." (Interview Schammatdorf)

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Ein wichtiger Bestandteil des Schammatdorfes ist der oben bereits genannte Schammatdorf e.V. Dieser ist für die Organisation und Förderung eines aktiven Dorflebens mit vielfältigen Aktionsformen zuständig, sowie für Öffentlichkeitsarbeit und die Vertretung der Interessen nach außen.

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Veranstaltungen sind beispielsweise Sommerfeste, gemeinsame Ausflüge, Konzerte, Flohmärkte, verschiedene Sportveranstaltungen, ein Begrüßungsfest für die neuen Nachbar:innen sowie regelmäßige wöchentliche Angebote.

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Der Gemeinschafts- und Sharinggedanke betrifft im Schammatdorf nicht nur den Wohnraum. Es gibt beispielsweise eine Bücherzelle, ein Food Sharing und ein Verschenke-Regal und auch Lebensmittelretter:innen. Außerdem wird das Thema Nachhaltigkeit durch verschiedene Workshops, organisiert und durchgeführt von den Bewohner:innen, großgeschrieben (vgl. Interview Schammatdorf, 08.11.2021).

 

 

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Das Schammatdorf ist seit langer Zeit einer der ersten Pioniere der alternativen Wohnformen und hat auch heute noch eine Vorreiterrolle sowie Vorbildfunktion inne. Die Zusammenarbeit mit der Abtei sorgt für eine Stabilität, die das Projekt sein Niveau halten lässt. Auch die Warteliste, auf der Menschen aus den unterschiedlichsten Bundesländern stehen, wird nicht kürzer, was für den Erfolg und die Beliebtheit des Projektes spricht.

 

Der WohnKulturHof Pluwig – ein alternatives Wohnprojekt in den Kinderschuhen

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Der WohnKulturHof (Verweis Landkarte) in Pluwig ist ein, zurzeit in der Gründung befindliches Wohnprojekt, welches eine soziodemographische Durchmischung seiner Bewohner anstrebt. Geplant sind 14 Wohneinheiten, die drei verschiedene Wohntypen beinhalten. Die Wohnungen fallen dabei eher kleiner aus, während die Gemeinschaftsflächen dafür großzügiger gehalten sind (vgl. Interview WohnKulturHof, 04.11.2021).

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"Einfamilienhäuser sind nicht nachhaltig.

Deswegen interessieren mich die verschiedenen trans-

formativen Projekte sehr." (Interview WohnKulturHof)

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Die Gründungsidee des Hofes hatten zwei befreundete Paare. Außerdem bilden sie das Kernteam des von ihnen gegründeten Vereins. Die Mitgliedschaft in diesem ist unter anderem Voraussetzung dafür eine Wohneinheit im WohnKulturHof zu erhalten. Im Verein sind momentan ca. 30 Mitglieder, welche regelmäßige Stammtische abhalten.

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Die Motivation der Gründer:innen erfolgte durch den neu angebrochenen Lebensabschnitt nach dem Auszug ihrer Kinder. Die steigende Alterseinsamkeit in Deutschland in Kombination mit der hohen Anzahl an Einfamilienhäusern veranlasste sie dazu etwas ändern zu wollen, wobei die Idee des WohnKulturHofes entstand.

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Ziel des Projektes ist es, die drei Säulen Wohnen, Arbeiten und Kultur unter ein Dach zu bringen, weshalb es beispielsweise auch ein Co-working space geben wird (vgl. Interview WohnKulturHof, 04.11.2021). Hierbei gilt der traditionelle Hof, auf dem alles an einem Ort stattfindet, als Leitmotiv.

Obwohl die Wohnungen noch nicht bezugsfertig sind, gibt es bereits eine Interessentenliste, wobei insbesondere Single- und Paarwohnungen gefragt sind. Sobald alle Bauarbeiten abgeschlossen und die Bewohner eingezogen sind, sind diese frei darin, die Räumlichkeiten des Hofes zu nutzen und gemeinschaftliche Angebote, Kurse usw. zu organisieren und durchzuführen.

 

Im Gegensatz zum Schammatdorf steht der WohnKulturHof Pluwig noch am Anfang seiner Geschichte. Dieses neue Projekt verweist darauf, dass Alternative Wohnprojekte in der Bevölkerung gewollt und nachgefragt sind, was beispielsweise durch die Interessiertenliste suggeriert wird oder auch die Anzahl an Mitgliedern im Verein.

 

Die Weichen sind gestellt...

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Pioniere des Wandels im Bereich Wohnen in Rheinland-Pfalz unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Dies lässt sich vor allem an den Gründungsdaten erkennen. Obwohl es im Themenfeld Wohnen schon eine längere Zeit Pioniere des Wandels gibt, besteht immer noch ein großer Entwicklungsbedarf bzw. Bedarf an weiteren solchen Projekten. Es gibt einige Projekte, die gute Ansätze und Potenziale aufweisen, die jedoch nach unserer Definition nicht komplett zum alternativen Wirtschaften gezählt werden können. Die Projekte verfolgen trotzdem alle dieselben grundsätzlichen Leitbilder, welche in erster Linie Gemeinschaft, Solidarität, Inklusion und Generationenmischung sind. Besonders attraktiv sind die Wohnprojekte, laut den unterschiedlichen Interviewpartnern, für alleinstehende Frauen ab 50, sowie für Paare, deren Kinder bereits aus dem Haus sind. Das Bewusstsein, dass auch Wohnen nachhaltiger gestaltet werden muss, verankert sich langsam in den Köpfen der Menschen. Die Nachfrage an alternativen Wohnprojekten ist vorhanden, jetzt muss nur noch der Bedarf durch mehr solcher Initiativen gedeckt werden.

 

Literatur

ARL (2021): Postwachstum und Raumentwicklung. Denkanstöße für Wissenschaft und Praxis. Hannover.

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Baumgartner, A. D. (2019): Zwischen Autonomie und Autarkie Gemeinschaftliches Wohnen als sozialintegratives Potenzial. – In: Baumgartner, A. D./ Fux, B. (Hrsg.): Sozialstaat unter Zugzwang? Springer Fachmedien Wiesbaden, Zürich, S. 125-148.

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Benner, M. (2018): Wohnformen für eine alternde Gesellschaft. Der demografische Wandel und seine Folgen. GRIN-Verlag, Neubiberg.

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Glatzer, W. (2001): Neue Wohnformen für Junge und Alte. - In: Schader-Stiftung (Hrsg.): Wohn: Wandel. Szenarien, Prognosen, Optionen zur Zukunft des Wohnens. Darmstadt, S. 216-227.

 

Lange, B.; Hülz, M.; Schmid, B.; Schulz, C. (2020): Postwachstumsgeographien Konzeptionelle und thematische Eckpunkte der Anthologie. In: Lange, B.; Hülz, M.; Schmid, B.; Schulz, C. (Hrsg.): Postwachstumsgeographien. Raumbezüge diverser und alternativer Ökonomien. Transcript-Verlag, Bielefeld. S. 13-32.

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Schröder, S./ Scheller, D. (2017): Abgesicherte Fürsorge und fürsorgliche Absicherung in Gemeinschaft: Mehrgenerationenwohnprojekte als neue Formen der städtischen Reproduktion? – In: Sub\urban - Zeitschrift für kritische Stadtforschung, 5, Nr. 3, S. 23-42.

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Sternberg, M./ Weis, P. (2021): Neue Wohnformen – Die soziale Qualität des Wohnens stärken. – In: WISO-Direkt, 6, 2021, S. 1-4.

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Universität zu Köln (2020): Wohnen für Hilfe Deutschland: Unser Leitbild. Köln.

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Abb. 1: Alternative Wohnformen (Eigene Abbildung nach Universität zu Köln 2020)

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Abb. 2: Schammatdorf Eingangsschild (Eigene Aufnahme 2022)

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Abb. 3: Schammatdorf Wohnhof (Eigene Aufnahme 2022)

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Abb. 4: Schammatdorf Bücherzelle (Eigene Aufnahme 2022)

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